Chronik
Chronik des Vereins der Gemeindebürger Ostiem
Vorwort:
Im Verlauf des 19. Jahrhunderts, insbesondere nach der Jahrhundertwende,
als der erste Weltkrieg (1914 bis 1918) Europa veränderte, wandelte sich
Deutschland schrittweise den von der Monarchie bis hin zum demokratischen
Staatswesen heutiger Prägung.
Durch den Bau des Kriegshafens an der Jade, Einweihung am 17. Juni 1869,
kam außerdem eine besondere Entwicklung hinzu.
In dieser Zeit suchte man nach Organisationen zur Anpassung an die Situation
und zur Mitwirkung im neuen gesellschaftlichen Umfeld.
Ein unmittelbarer Zusammenhang mit der Gründung und den Ereignissen ist
jedoch nicht übermittelt, wie insgesamt über die ersten zehn Vereinsjahre
keine Unterlagen mehr vorhanden sind.
Informationen über die ersten Aktivitäten sind nur noch in den damaligen
Ausgaben des Jeverschen Wochenblattes zu finden.
Doch nun zur Chronik:
Die Geschichte vom „Verein der Gemeindebürger Ostiem“ fällt in die Notzeit
des dritten Jahres des Ersten Weltkrieges.
Nach (ungesicherter) Überlieferung trafen sich - nach einem vorherigen,
öffentlichen Aufruf - am 17. Dezember 1916 ca. 26 Bürger der Gemeinde in
„Grahlmanns Wirtshaus“, belegen in Hausnummer 10 am Klein Ostiemer Weg
in Schortens und hoben den "Verein Schortenser Bürger" aus der Taufe.
Nach damaligen Recht waren nur Männer wahlberechtigt und somit Bürger,
konnten auch nur männliche Personen an dieser Gründung teilnehmen.
Das allgemeine Wahlrecht für Frauen wurde erst im Zuge der November-
revolutiondurch denAufruf des Rates der Volksbeauftragten an das deutsche
Volk vom 12. November 1918 wirksam.
Es war bereits der dritte Bürgerverein in Schortens neben dem
Bürgerverein Schortens von 1893 und dem Bürgerverein Gemeindewohl
Schortens. Über letzteren ist wenig bekannt, er wurde vermutlich zum Ende
des Jahres 1917 aufgelöst.
Die Gründer des Vereins wollten also keinen Bürgerverein für den Ort Ostiem
ins Leben rufen, sondern einen Verein für die gesamte Gemeinde.
Dies ergibt sich auch aus dem absoluten Schwerpunkt der Vereinsarbeit auf
kommunalem Gebiet.
Konkurrenz bekam der Verein der Gemeindebürger um 1930 durch den in
Ostiem entstandenen Verein "Selbsthilfe", über den heute keine Einzelheiten
mehr bekannt sind, von dem sich der Verein der Gemeindebürger Protokollen
zufolge aber deutlich abgrenzte.
Mehrfach wurde in den Jahren eine Änderung des Namens des Vereins
diskutiert,die Anträge aber jeweils, zuletzt in der Generalversammlung 1952,
abgelehnt. Erst die Mitgliederversammlung am 6. April 1952 beschloss die
Änderung aufden heutigen Namen "Verein der Gemeindebürger Ostiem".
Die Zahl der Vereinsmitglieder nahm nach der Gründung schnell zu.
Genaue Zahlen liegen aus den Anfangsjahren nicht vor. Die erste Spitze gab es
1926 mit immerhin schon 244 Mitgliedern.
Diese ging nach 1933 zurück und betrug 1939 nur noch 123 Mitglieder.
In der Zeit des Nationalsozialismus waren die Vereinstätigkeiten weitestgehend
zum Erliegen gekommen.
Erst 1950 gab es einen Neuanfang mit 44 Mitgliedern.
Danach gab es wieder einen schnellen Zulauf wie in den Gründerjahren!
Eine neue Spitze erreichte man um das Jahr 1976 zum 60-jährigen Bestehen
mit etwa 350 Mitgliedern.
Zu Beginn des Jahres 2020 zählt der Verein etwa 180 Mitglieder.
Die Vereinsarbeit steht und fällt in allen Vereinen mit der Besetzung des
engerenVorstandes, so auch im Verein der Gemeindebürger.
Hier hatten die Mitglieder in den Hauptversammlungen, früher auch
"Generalversammlung"genannt, jeweils eine "glückliche Hand".
Aktive Vorstände haben die Tätigkeit des Vereins in 90 Jahren jeweils
energischvorangetrieben. Durch intensives Blättern in den alten Ausgaben
des Jeverschen Wochenblattes ist es Martin Noormann gelungen, die
Liste der Vorsitzenden und derweiteren Vorstandsmitglieder fast wieder
vollständig aufzustellen.
Erster Vorsitzender im Verein der Gemeindebürger wird JohannEißen.
Er wurde 1918 bereits in Kommissionen (Ausschüsse) der Gemeinde
gewählt und hat das Amt im März 1921 zurückgegeben,da er seinen
Wohnsitz ausder Gemeinde Schortens in den Bezirk Rüstringen in
Wilhelmshaven verlegte.
Ihm folgte im Amt sein bisheriger Stellvertreter Gerd Fähnders,
der am 30. November 1928 plötzlich verstorben ist.
Als neuer Vorsitzender wurde dann am 6. Januar 1929 August Doden
aus Schortens, gewählt. Er legte sein Amt bereits am 6. März 1932
wegen Unstimmigkeiten im Verein nieder.
Neuer Vorsitzender wurde danach Johannes Hinrichs.
Johannes Hinrichs leitete den Verein bis zur Einstellung der Vereinsarbeit
1939 und verstarb am 1. Mai 1945, nur wenige Tage vor Ende des zweiten
Weltkrieges. So ist zu erklären, dass die Vereinsarbeit nach Kriegsschluss
erst relativ spät wieder aufgenommen wurde.
In der ersten Versammlung nach der Kriegspause"wurde Eduard Köhn
aus Ostiem, zum Vorsitzenden gewählt.
Von Eduard Köhn, der schon vor dem Kriege zum Vorstand gehörte, war die
Initiative gekommen,den Verein wieder zu beleben.
Im folgte dann 1967 Christoph Grotzinger und 1977 Hans Möller.
Weitere Vorsitzende waren dann ab 1981 Peter Harms,
gefolgt ab 1985 von Uwe Schneider.
Katharina Heiden löste ihn dann ab 1995 ab.
Ab 1999 übernahm Uwe Schneider wieder den 1. Vorsitzenden.
In der Jahreshauptversammlung 2015 übernahm Richard Janßen die
Vereinsgeschäfte, mit tatkräftiger Unterstützung des 2. Vorsitzenden
und Kassenwart Gerold Rickerts.
Zumindest seit den 1970-ger Jahren ist die Betreuung der Mitglieder durch die
Bezirksbeauftragten ebenfalls ein wesentlicher Bestandteil der Vereinsführung.
Gründungs- und erstes Vereinslokal war Grahlmanns Wirtshaus an der früheren
Lindenstraße, heute Klein-Ostiemer Weg 10.
Doch bereits mit Beschluss vom 10. Januar 1920 wurde das Vereinslokal in das
Wirtshaus des Herrn Becker, heute Dorfkrug an der Schooster Straße 2, verlegt.
Die nächste Verlegung gab es am 30. April 1922 in die Gaststätte von
Joh. Heeren (Gaststätte Gerdes unterhalb der Kirche an der Kirchstraße).
Ab 1923 oder 1924 wurde das Vereinslokal endgültig in den "Ostiemer Hof“
verlegt. Es wurden aber weiter Versammlungen im "Dorfkrug" und bei Karl
Scheel in der Gaststätte Hinrichs in Ostiem an der Plaggestraße,
- den älteren Einwohnern bekannt als "Blaue Maus"- abgehalten.
Die Verlegung in den "Ostiemer Hof" ist vermutlich mit dem dort vorhandenen
größeren Saal zu begründen. Die anderen Gaststätten hatten keinen Saal.
Mit der Schließung des "Ostiemer Hofes" musste der Verein ab September
1978 in die Gaststätte "Mühleneck" in Heidmühle ausweichenen.
Im Dezember 1978 wechselte man in die „Bürgerstuben" nach
Papenmoorland an der Elbe-Donaustraße.
Seit dem 11. Januar 1988 ist das Bürgerhaus Schortens für den
Verein der Gemeindebürger Ostiem der zentrale Versammlungsort.